Mitteschön
zum neuen Bad und zum ILB Neubau
Gibt
es denn in dieser Stadt keine Chance, einen angemessenen Architektur-Entwurf zu
entwickeln, der mal nicht aus einer weißen kahlen Kiste besteht? Einen, der
Potsdamer Architektursprache bedient? Einen Neubau, der sich behutsam in das
städtebauliche Ensemble einfügt?
Überall
stehen weiße Klötzer im Stil vorstädtischer Industriegebiete herum.
Wenn
man keine zusätzlichen Informationen zu dem neuen Bad am Brauhausberg bekommen
würde, würde man rätseln, was das ist ….Lagerhalle? Kaufhalle? Megacenter?
Der
Bau als solcher spricht nicht zu uns, er ist einzig allein der Funktion
untergeordnet.
Eine
neue Schwimmhalle am Potsdamer Brauhausberg sollte bei aller Funktionalität
ihre einmalige und typische Form doch wohl aus der naheliegenden Assoziation
mit dem Element Wasser oder zumindest durch die Hanglage mit der umgebenden
Natur erhalten. Der Niemeyer-Entwurf ließ eine diesbezügliche Ahnung zu und
erhielt nicht umsonst spontan so viel erste Zustimmung. Selbst die
DDR-Schwimmhalle bot mit ihrem geschwungenen Dach und den ehemaligen Kaskaden
am Hang einen emotional ansprechenden Zugang im Gesamteindruck.
Wozu
nun die Härte und Kälte eines solchen Blocks?
Eine
einladende Gliederung und warme Farbigkeit wäre doch wohl der mindeste Anspruch
bei einem Entwurf für ein öffentliches Gebäude in einem so wichtigen
städtischen Naturraum, welches allen Generationen zur Erholung dienen und den
Gästen der Stadt bei ihrer Ankunft am Bahnhofsblock einen angenehmen ersten
Eindruck von unserer Landeshauptstadt vermitteln soll.
Solche
Entwürfe gab es auch! Warum wird so etwas nicht favorisiert?
Übrigens,
die Architekten sind nicht immer Schuld an solch einer seelenlosen Bauweise,
sie tun das, was der Bauherr anweist. Wenn die Stadt der öffentliche Bauherr
ist, liegt hier die primäre Verantwortung. Und selbst private Bauherren sollten
in einem öffentlichen Stadtraum gewissen
Regeln folgen und sich entsprechen unterordnen, vor allem in einer Stadt, die
einst als „Gesamtkunstwerk“ konzipiert wurde.
Man
kann nicht in einem Atemzug die „schöne Stadt Potsdam“ in den höchsten Tönen
preisen und gleichzeitig im aktuellen Bauen das Gegenteil praktizieren. Eine
gute Funktionalität im Inneren und eine solide Finanzierbarkeit stehen außer
Frage, aber die öden Ergebnisse wie das Bahnhofcenter, die grauen
kasernenhaften Blöcke in der Breiten Straße oder das neue
Rehabilitationszentrum in der Gutenbergstraße in seiner kalten Pracht (mit der
emotionalen Ausstrahlung einer Pathologie),sprechen in ihrer trübseligen
Wirkung ihre eigene emotionale Sprache . Dieser allgemeine Zustand ist wenig
begründbar mit Kosten, sondern mit dem Mangel am Wollen und an Ideen.
Zum
guten Lebensgefühl der Menschen einer jeden Generation zählen eben auch ein
gewisses Maß an zeitloser Schönheit und Proportionen nach menschlichem Maß,
Wir haben noch keinen
gehört, dem diese Architektur gefällt! Ihnen?
Die ILB ist die nächste
Bausünde!
Im
Zusammenklang mit dem Bahnhofscenter, dem neu errichteten Hotel und der
Semmelhackstadt hinter dem Bahnhof hat der neu errichteter Bau wohl seine
Berechtigung, monumental erhebt er sich jetzt an der Neuen Fahrt aber, das ist
nicht mehr Potsdam!
Das
ist beliebige Architektur, die in vielen europäischen Städten in ähnlicher Form
zu finden ist.
Der
Architekt erklärte Mitteschön damals seinen Siegerentwurf.
Zitat:
“Diese drei Pavillons (ja, er sprach tatsächlich von Pavillons!)fügen sich
nahtlos in die Landschaft ein! Sie zerfließen mit den Havelauen. “
Bei
der Bauvolumenmasse ist nichts mehr von „zerfließen“ zu bemerken!
Wir
hatten damals schon Bauchschmerzen, aber das Resultat übertrifft alle unsere
Befürchtungen.
Es
stehen jetzt da drei riesige Würfel mit den bekannten Schießscharten Muster,
bei denen man Augenflimmern bekommt. Durch die Gleichförmigkeit der Fenster
erscheint das Gebäude als ein einzig großer Monolith. Nichts mehr mit 3
Pavillons!
Man
nimmt sie gar nicht mehr wahr!
Ja,
die ILB Führung wollte alles richtig machen und verließ sich auf große
anerkannte Architektur Büros.
Aber
alle Entwürfe die man der Öffentlichkeit im Bahnhofscenter vorstellte, waren
nach unserem Verständnis nicht machbar.
Keiner
der Büros hatte das „Händchen“ für Potsdam.
Alle
verkauften ihre Entwürfe, die vorprogrammiert aus ihrem Software Baukasten
stammten - so unser Gefühl.
Wo
bleiben unsere Potsdamer Architekten, die die Stadt als Gesamtkomposition
begreifen?
Schade,
wieder eine Chance vertan!